Ist Duty-free wirklich so gut für deinen Geldbeutel?

Johanna Österreicher
N26 Magazine - Deutsche Ausgabe
7 min readJun 11, 2018

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Immer, wenn du verreist und mit deinem Rollkoffer durch einen Flughafen spazierst, kommst du an zahlreichen Duty-free-Shops vorbei. Hast du schonmal darüber nachgedacht wie das Duty-free-System funktioniert? Wie ist es eigentlich möglich, dass dort alles etwas günstiger ist? Und stimmt das überhaupt? Heute lüften wir das Duty-free-Geheimnis und finden heraus, ob es tatsächlich besser ist die Tafel Ritter Sport am Flughafen Berlin Tegel im Terminal A oder doch lieber bei Edeka ums Eck zu kaufen.

Was ist mit „Duty-free“ gemeint?

Wortwörtlich übersetzt bedeutet „Duty free“ “ohne Abgaben”. Wenn es um Duty-free-Shops geht, meinen wir Läden, die Produkte verkaufen, die nicht besteuert werden.

In anderen Worten:

Normalerweise unterliegen alle Produkte der Mehrwertsteuer, einer nationalen Steuer. Geschäfte in internationalen Zonen, wie Flughäfen, sind davon ausgenommen. Sie unterliegen nicht den Steuern des Landes, in dem sie sich befinden. Tatsächlich gehören diese “Duty-free-Geschäfte” zu den sogenannten zollfreien Zonen. Diese Zonen sind Enklaven, um den Warenexport zu steigern. Ein australischer Tourist, der in Deutschland ein Parfum kauft, zahlt somit keine Mehrwertsteuer.

Wusstest du eigentlich..:

1. Das Prinzip der zollfreien Zonen reicht bis in die Antike zurück. Schon damals wurden in großen Häfen nationale Vorschriften für den Warenverkehr gelockert, um Exporte zu fördern. So entwickelte sich die kleine griechische Insel Delos im Herzen der Ägäis zu einem wahren Handelszentrum im Mittelmeerraum. Die Privilegien, die den Kaufleuten dort gewährt wurden, machten es zu einem Zentrum für Warenhandel. Später, im Mittelalter, entwickelten sich viele “freie” Häfen. Dazu zählen die Häfen von Marseille, Genua und Hamburg.

2. Der erste Duty-free-Shop der Welt wurde 1946 am Flughafen Shannon im Westen Irlands eröffnet.

Wo befinden sich die zollfreien Bereiche?

Typische Duty-free-Bereiche sind in der Regel in internationalen Häfen und Flughäfen zu finden.

Hier ein paar interessante Zahlen:

Der Flughafen von Dubai beherbergt eines der größten zollfreien Einkaufsgebiete. Die Geschäfte nehmen über 26.000 Quadratmeter ein und generieren jedes Jahr mehr als 2 Milliarden Dollar Umsatz. In Paris belaufen sich die Umsätze aus Duty-free-Shops in Orly und Roissy Charles-de-Gaulle auf etwa 34 Euro pro Passagier.

Duty-free-Geschäfte gibt es auch an einigen sehr touristischen Orten. Zum Beispiel in St. Barts und St. Martin in der Karibik.

Was ist mit Bordverkauf?

Tatsächlich werden steuerfreie Produkte auch in Flugzeugen — auf Mittel- und Langstreckenflügen — und auf bestimmten Kreuzfahrten, verkauft — vorausgesetzt das Schiff fährt durch zollfreie Zonen.

Aber ganz ehrlich, hast du jemals schon jemanden Zigaretten oder Parfum an Bord kaufen sehen? Das kommt ziemlich selten vor. Die Fluggesellschaften Qantas und United Airlines haben deshalb kürzlich den Verkauf an Bord gestoppt.

Andere Fluggesellschaften setzen jedoch weiterhin auf das steuerfreie Geschäft. Korean Air beispielsweise. Das Unternehmen hat in einigen seiner Airbusse sogar Mini-Shops namens “Sky Shops” eingerichtet. Man kann außerdem Produkte online vorbestellen, die dann direkt an den Sitzplatz geliefert werden.

Und in Bahnhöfen?

Seltener sind Duty-free-Shops in Bahnhöfen zu finden. Es gibt einen in der Waterloo-Station in Belgien und in den Eurotunnel-Terminals sowie Abfahrts- und Ankunfts-Plattformen des Eurostar am Pariser Gare du Nord und in London St. Pancras.

Es gibt noch ein anderes System:

Manche Geschäfte bieten ihren Kunden an, sich von der Mehrwertsteuer befreien zu lassen. Dazu müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein und die Kunden müssen ein paar Formulare ausfüllen. Später wird die Mehrwertsteuer erstattet, die du beim Kauf bezahlt hast. Das ist zwar nicht gerade der einfachste Weg, um von der Steuerbefreiung zu profitieren, aber manchmal lohnt es sich.

Ein Beispiel

Einwohner von Nicht-EU-Ländern können Steuerermäßigungen in Höhe von bis zu 12 % ihrer Einkäufe (unter bestimmten Bedingungen) erhalten. In Berlin geht das beispielsweise im KaDeWe. Dazu muss man einige Dokumente im Laden auszufüllen. Diese müssen anschließend bei der Zollstelle eingereicht werden. Dann müssen lediglich die Steuererstattungsdokumente an den Händler zurückgeschickt werden, bei dem man eingekauft hat, um eine Erstattung zu erhalten.

Informiere dich am besten über die Zollbestimmungen des jeweiligen Landes, ob deine Einkäufe für eine Mehrwertsteuerbefreiung in Frage kommen.

Gibt es ein Kauflimit?

Wichtig: Unbegrenzt einkaufen kannst du in Duty-free-Shops nicht. Mit dieser Regelung möchten Behörden illegalen Weiterverkauf verhindern.

Darüber hinaus betreffen zollfreie Einkäufe nur Personen, die aus Nicht-EU-Ländern einreisen oder ausreisen. Die Europäische Union hat im Jahr 1999 beschlossen die Mehrwertsteuerbefreiung in den internationalen Zonen ihrer Mitgliedstaaten aufzuheben. Einige Ausnahmen gibt es beispielsweise auf den Kanarischen Inseln und in Andorra.

Es gibt einige Regeln, wenn es ums Duty-free-Shoppen geht bzw. was du bei internationalen Reisen mitnehmen darfst. Wir haben für dich zusammengefasst, an welche Begrenzungen du dich halten musst, wenn du von einem Nicht-EU-Land nach Europa reist:

  • Duty-free-Einkäufe für Reisen mit dem Flugzeug oder Schiff sind auf 430 Euro pro Person über 15 Jahre beschränkt.
  • Das Limit beträgt 300 Euro pro Person für andere Transportmittel.
  • Die Grenzen gelten je Produkt und können nicht kombiniert werden: Du kannst beispielsweise den Einkauf eines Artikels, der 600 Euro kostet, nicht auf zwei Personen aufteilen.
  • Kinder haben das Recht, zollfreie Produkte im Wert von bis zu 300 Euro zu kaufen.

Grundsätzlich ist es unmöglich, diese Einkaufslimits einfach zu ignorieren, weil man an der Kasse immer nach der Bordkarte gefragt wird.

Außerdem solltest du beachten, dass es auch eine Höchstmenge an Artikeln gibt, die du kaufen darfst. Das gilt insbesondere für Spirituosen und ähnliche Produkte. Die maximal zulässigen Mengen hängen vom Land ab, in das du reist. Informiere dich am besten vorher oder bitte im Zweifelsfall den Ladenmanager im Duty-free-Shop um Rat.

Lohnt es sich wirklich?

In der Theorie steht „zollfrei“ für Schnäppchen. In der Praxis sind die Preise aber nicht zwangsläufig günstiger.

Dafür gibt es viele verschiedene Gründe. Denn auch wenn keine Mehrwertsteuer erhoben wird, müssen zahlreiche Personalkosten, hohe Mieten und viele andere Rechnungen und Steuern von den Geschäften bezahlt werden.

Bei einigen Produkten lohnt es sich aber, sie in Duty-free-Shops zu kaufen. Das Online-Portal Skyscanner hat zum Thema Duty-free im November 2017 eine Studie durchgeführt. Diese vergleicht die Durchschnittspreise bestimmter Duty-free-Produkte auf internationalen Flughäfen mit den Durchschnittspreisen in französischen Supermärkten. Hier sind einige Beispiele:

  • Spirituosen: Sie können in Supermärkten bis zu 25–30 % billiger sein.
  • Süßigkeiten: Toblerone und Ferrero Rocher sind in Supermärkten durchschnittlich 40 % billiger. Es ist vielleicht schwer dem spontanen Last-Minute-Appetit auf Süßes zu widerstehen, aber teuer wird er auf jeden Fall.
  • Parfum: My Burberry Eau de Parfum (90 ml) kostet durchschnittlich 98 Euro im Duty-free-Shop und 115 Euro im Laden.

Im Vergleich zu den normalen Verkaufspreisen in französischen Supermärkten sind die Duty-free-Tarife daher trotz des viel niedrigeren Selbstkostenpreises höher. Wie die Studie von Skyscanner zeigt, kann dies insbesondere durch die geografische Lage des Duty-free-Shops, Wechselkursschwankungen usw. erklärt werden. Denn schließlich kann der Einzelhändler die Gewinnspanne für ein Produkt frei wählen.

Ob es sich lohnt ein Duty-free-Produkt zu kaufen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich.

Im Allgemeinen sind Luxusgüter (Uhren, Schmuck, Modeaccessoires und Parfums) hinsichtlich des Preises die attraktivsten Duty-free-Produkte. Versuche aber im Voraus zu planen welche Souvenirs du mitnehmen willst, sonst wird es insgesamt ein teurer Spaß am Flughafen.

(Wichtig: In der Studie wurden die Duty-free-Preise mit französischen Supermärkten verglichen. In Deutschland und Österreich kann das etwas anders sein.)

Es kommt auf den Duty-free-Shop an. Leider gibt es keine Liste mit Läden, die die günstigsten Duty-free-Angebote haben. Je nach Land und Laden könnte eine Produktart günstiger sein als die andere.

So könntest du dein Lieblingsparfum am Flughafen von Singapur zu einem ziemlich guten Preis bekommen, aber der Schnaps, den du zur nächsten Wiener WG-Party mitbringen willst, ist dort möglicherweise teurer als beispielsweise am JFK Flughafen in New York.

Drei Tipps, die du dir merken solltest

1. Überprüfe im Internet den regulären Preis

Die meisten Flughäfen haben heutzutage kostenloses W-Lan. Wirf also schnell einen Blick ins Netz und schau, ob der normale Verkaufspreis wirklich höher ist als im Duty-free-Shop.

2. Beachte die Grenzen und Gesetze

Denn es besteht die Gefahr, dass deine Einkäufe bei deiner Ankunft beschlagnahmt werden und du eine Strafe zahlen musst. Die Gesetze variieren von Land zu Land. Geh hier besser kein Risiko ein, sonst wird es am Ende teuer für dich.

3. Behalte den aktuellen Wechselkurs im Auge

Ein gutes Beispiel ist die Schweiz. Hier kannst du davon ausgehen, dass du wirklich kein Schnäppchen machen wirst. Der Wechselkurs des Schweizer Franken ist meistens ziemlich unattraktiv.

Denk dran: Bei Parfums lohnt sich ein Blick in den Duty-free-Shop, aber bei Spirituosen und Kosmetika ist meist nicht der Fall. Noch weniger gilt das für Süßigkeiten und Souvenirs.

Es liegt an dir die Preise zu überprüfen und zu vergleichen. Wenn du dem Last-Minute-Kaufreiz doch nicht widerstehen kannst oder einfach Lust auf die Jumbo-Version von Toblerone hast, dann zücke deine N26 Mastercard, denn damit kannst du in allen Währungen gebührenfrei bezahlen. Außerdem sind einige deiner Einkäufe für ein zusätzliches Jahr durch eine N26-Versicherung gedeckt, wenn du ein N26 Black-Konto hast.

Wir sagen guten Flug und genieß’ den Urlaub mit N26.

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